Fasten – mein dreiwöchiges Selbstexperiment

Herdecke, 22.04.2021

„Ihr müsst euch richtig darauf freuen eurem Körper etwas Gutes zu tun.“

Gastbeitrag von Sven Stratenwerth

(EDAG Engineering GmbH)

Wenn man sich mit Ernährung und den Prozessen im menschlichen Körper beschäftigt, stößt man zwangsläufig früher oder später auf das Thema Fasten. Man findet unzählige Bücher, Videos und Erfahrungsberichte. Fasten dient dazu den Körper zu entlasten und in die Selbstreinigung zu bringen, sowohl körperlich als auch mental. Das hat mich neugierig gemacht und ich wollte lernen, was sich dahinter verbirgt. Um aus eigener Erfahrung sprechen zu können,  entschloss ich mich für ein dreiwöchiges Selbstexperiment, von dem ich euch hier berichten möchte.

Vorbereitung ist das A und O.

Ich interessiere mich schon länger für das Thema Fasten. Vor zwei Jahren habe ich schon mal ein kleines Fastenexperiment gestartet. Einfach nichts essen und viel Wasser trinken. Klingt ja einfach, bekomme ich schon hin. Am vierten Tag habe ich das Experiment abgebrochen, weil ich üble Kopfschmerzen und Fieber bekam. Also war ich vorgewarnt und habe mich auf das erneute Selbstexperiment besser vorbereitet.

Die theoretischen Grundlagen habe ich mit dem Studium von zwei Fastenbüchern gelegt. Das erste Buch „Gesund werden, gesund bleiben – durch die Heilfastenkur“ ist einige Jahre älter als ich es selbst bin. Geschrieben von einem deutschen Fastenpionier, Dr. med. Otto Buchinger aus Bad Pyrmont. Das zweite Buch „Bewusst Fasten“ ist von Rüdiger Dahlke. Ich habe mir aus beiden Büchern die für mich nützlichsten Informationen und Tipps genommen und habe sie mit meinem persönlichen Fastenprogramm kombiniert.

Wann starte ich mit der Fastenkur?

Auf Grund der Dauer der des Experiments, habe ich mich entschieden keinen Urlaub zu nehmen. Ich habe meinen ersten Fastentag auf Neujahr gelegt. Das war in diesem Jahr ein Freitag. Somit hatte ich die ersten drei Fastentage schon hinter mir, ehe ich wieder arbeiten ging. Das war eine gute Entscheidung.

Der Einstieg – die Entlastungstage

Eine meiner wichtigsten Erfahrungen vorab: Der Kopf spielt eine extrem wichtige Rolle. Ihr müsst euch richtig darauf freuen eurem Körper etwas Gutes zu tun und die ganze Sache mit Freude angehen. Das Fasten mit Verzicht auf Essen zu verbinden ist nicht förderlich. Ich ernähre mich seit mehr als drei Jahren pflanzlich mit viel Gemüse und Wildkräutern. Seit eineinhalb Jahren faste ich intermittierend. Ich habe beschlossen während des Fastens einen Entlastungstag zu machen, an dem ich Äpfel und Orangen esse.

Die Darmentleerung

Damit beim Fasten kein Hungergefühl aufkommt, sollte der Darm möglichst komplett entleert sein. Es gibt diverse Möglichkeiten dies zu bewerkstelligen. Ich habe mich für eine Entleerung des kompletten Verdauungstraktes mittels „Cassia Fistula“ entschieden. Kurz gesagt, man bereitet ein Getränk zu, trinkt es und sollte sich dann in der Nähe einer Toilette aufhalten. Nach vier bis sechs Stunden ist dann die Darmentleerung erfolgt. Tipps zu diesem Vorgehen findet ihr auf der Homepage von Silke Leopold.

An den folgenden zehn Tagen habe ich jeden Abend eine Darmspülung mit einem Einlaufbecher durchgeführt, danach alle zwei Tage. Hört sich vielleicht erst mal etwas befremdlich an, ist aber einfach durchzuführen und unterstützt enorm bei der Entgiftung. Zusätzlich wird eine Rückvergiftung durch die Darmwand verhindert. Ich vermute, dass es mir wegen einer solchen Rückvergiftung bei meinem ersten Fastenexperiment so schlecht ging.

Was habe ich in den drei Wochen getrunken?

Ich bin jeden Morgen mit einem Glas Wasser mit Zeolith gestartet, gefolgt von einem halben Liter lauwarmen Zitronenwasser. Auf Kaffee habe ich verzichtet und ausschließlich Kräutertees sowie stilles Wasser getrunken. Eine Tasse Tee pro Tag habe ich  mit einem halben Teelöffel Honig getrunken. Das soll den Körper dabei unterstützen Harnsäure auszuscheiden. Mittags habe ich meistens ein Glas Gemüsesaft getrunken. Ab und zu ein Glas Obstsaft. Wenn ich abends Lust auf etwas Warmes hatte, habe ich mir eine klare Brühe ohne Salz aus frischem Gemüse zubereitet. Von der Firma Sonnentor gibt es verschiedene salzfreie Gewürzmischungen der Reihe „Adios Salz“, die bringen etwas Abwechslung.

Sport und Fasten?

Bewegung ist meiner Meinung nach beim Fasten unerlässlich. Der Blut- und Lymphkreislauf muss aktiv sein, um die gelösten Schlacken aus dem Bindegewebe abzutransportieren. Hoch intensiven Sport habe ich keinen gemacht, sondern war jeden Tag 8 bis 10 Kilometer an der frischen Luft spazieren und habe ein Yogaübungen gemacht. Das tat sehr gut.

Unterstützende Maßnahme – Trockenbürsten

Eine sehr einfache und effektive Maßnahme, um die Entgiftung zu unterstützen, ist das Trockenbürsten. Ich habe mir eine relativ harte Bürste mit Naturborsten und Stil besorgt, um auch meinen Rücken bürsten zu können. Man streicht mit der Bürste den Körper ab  in Richtung Herz und fängt am entferntesten Punkt, also bei den meisten Menschen dem rechten Fuß, an. Man entledigt sich alter Hautzellen und kurbelt die Entgiftung an.

Das Fastenbrechen

Wenn man sich entscheidet die Fastenkur zu beenden, spricht manvom sogenannten Fastenbrechen.

Hier gibt es verschiedene Varianten. Ich habe mit für das Fastenbrechen mit einem Apfel entschieden, da der Apfel mein Lieblingsobst ist. Ich habe daraus eine kleine Zeremonie mit entspannter Musik gemacht. Ich habe den Apfel sehr bewusst genossen. Ich habe zuerst an dem Apfel gerochen, um den Magen schon mal langsam vorzubereiten. Dann habe ich jeden Bissen flüssig gekaut bevor ich ihn runter geschluckt habe. Zudem habe ich den Apfel inklusive Kernen und Gehäuse gegessen, um die Verdauung anzuregen. Ich wusste gar nicht wie süß ein Apfel schmecken kann – am Ende des Fastens eine wahre Geschmacksexplosion.

Die Aufbautage

Als Richtwert gilt, dass man ungefähr ein Drittel bis die Hälfte der Fastenzeit als Aufbautage anhängen sollte. Ich habe also eine Woche lang nur Obst, gedünstetes Gemüse, Kartoffeln und ein wenig Kokosjoghurt mit Kräutern gegessen. Alles ohne Salz. Der Verdauungstrackt ist nach dem Fasten sehr empfindlich und fängt erst langsam wieder an zu arbeiten. Der Vorteil ist nun, dass der Körper dir genau sagt, welche Nahrungsmittel gut sind und welche nicht. Ich habe kurz nach den Aufbautagen mit einer kleinen Portion Chips gesündigt und musste mich die ganze Nacht entleeren. Soviel zum Thema Lernen durch Erfahrung.

Fazit – was hat sich durch das Fasten verändert, was habe ich gelernt?

„Ich war richtig energiegeladen und klar in den Gedanken. Ein Gefühl, dass ein wenig süchtig macht. Man fühlt sich einfach großartig.“

Vorab muss ich sagen, dass Fasten eine sehr individuelle Erfahrung ist. Kein Mensch gleicht dem anderen und somit ist dies ein persönliches Fazit von mir.

Meine Fastenerfahrung war überwiegend positiv.. Ich hatte vom ersten Fastentag an kein Hungergefühl, was mich ein wenig überrascht hat. Ich denke es lag an der Vorbereitung und daran, dass ich mich schon Tage vor Fastenbeginn richtig auf die Erfahrung gefreut habe. Ich habe zwischendurch sogar für meine Lebenspartnerin gekocht ohne selber Hunger zu bekommen. Das einzig negative war, dass mir leicht schwindelig wurde, wenn ich zu schnell aufgestanden bin

Nach der ersten Woche bin ich in ein richtiges „Fastenhoch“ gekommen. Alles fühlte sich wunderbar leicht an. Ich war richtig energiegeladen und klar in den Gedanken. Ein Gefühl, dass ein wenig süchtig macht. Man fühlt sich einfach großartig.

Ich habe ein paar Kilo an Gewicht verloren, mein Blutdruck hat sich normalisiert und meine Augen sind deutlich besser geworden. Die Augen sind nicht wie neu, aber ich kann den Alltag wieder ohne Brille bestreiten. Vor dem Fasten habe ich nach ein paar Minuten Bildschirmarbeit ohne Brille starke Kopfschmerzen bekommen. Ich habe gelesen, dass eine Sehschwäche nicht nur aus einer schwachen Augenmuskulatur, sondern auch aus einem verschlackten Sehnerv resultiert. Vielleicht hat sich der Sehnerv bei mir ein wenig regeneriert.

Für dieses Jahr habe ich noch eine weitere Fastenkur auf meinem Plan. Wahrscheinlich im Herbst. Ich habe gelernt, dass ich die Fastendauer nicht vorher festlegen werde. Ich hatte das Gefühl, dass mir ein festgelegter Tag zum Fastenbrechen die dritte Woche mental etwas erschwert hat. Man stellt sich dann zu gerne den Moment vor, an dem man in den saftigen Apfel beißt.

Am Tag des Fastenbrechens hatte ich dann auf einmal gar keine Lust etwas zu essen und hätte am liebsten noch eine vierte Woche angehängt. Nun hatte ich den Tag aber schon mit meiner Lebenspartnerin abgestimmt. Für sie war es nicht so schön drei Wochen lang alleine zu Essen.

Ich möchte mich von ganzem Herzen bei meiner Lebenspartnerin für ihr Verständnis und ihre volle Unterstützung bedanken. Mein weiterer Dank gilt Andreas, dem Healture-Team und der Coaching-Gruppe. Ihr habt mir den letzten Schubser gegeben, um mein Selbstexperiment zu starten.